* Achtung, dieser Beitrag enthält unbeauftragte und unentgeltliche Werbung
Vor einiger Zeit bat mich eine Freundin um Rat. Sie hat einen Lieblingspulli, der insgesamt noch super erhalten ist, allein die Ärmelbündchen seien ziemlich abgenutzt. Meine erste Reaktion war, sie auf meinen Artikel für meinen reparierten Hoodie zu verweisen, aber dann fiel mir auf, dass ich darin gar nicht erkläre WIE ich die kaputten Ärmelbündchen ausgetauscht habe. Wenn das nicht eine gute Gelegenheit war, das nachzuholen. Ich habe also ihren Pulli mitgenommen um die Bündchen auszutauschen und habe dabei diesmal Fotos gemacht. Die nächste, die fragt, kann ich ja dann auf diesen Artikel verweisen.
Ärmelbündchen reparieren oder lieber gleich austauschen?
Wenn mich jemand fragt, wie man die Bündchen an einem Pullover reparieren kann, dann denke ich sofort „gar nicht“. Denn reparieren würde heißen, dass ihr sie dran lasst und die kaputten Stellen ausbessert. Dass das gar nicht geht, stimmt natürlich auch nicht, immerhin gibt es schöne Visible Mending Techniken bei denen über kaputte Stellen etwas dekoratives drüber gestickt oder genäht wird. Aber erstens kann ich nicht sticken (ich habe es neulich mal versucht, aber mir fehlt definitiv die Geduld dafür) und zweitens passt das nicht zu jedem Pulli bzw. zu jedem Stil. Meiner Freundin hätte ich damit zumindest nicht kommen brauchen, denn sie wollte, dass möglichst nicht auffällt, dass die Bündchen repariert wurden. In so einem Fall hilft also nur, die Bündchen komplett zu ersetzen, was in der Regel sogar schneller gehen dürfte.
Das 1×1, äh, 2×1 der Bündchenstoffe
Ist euch schon mal aufgefallen, dass die Bündchen von gekauften Pullovern oft fester sind, als die Schlauch- oder Meterware, die es in Stoffläden gibt? Ich habe mich darüber schon oft gewundert und teilweise auch geärgert, denn für Hoodies und Sweater finde ich die festere Variante einfach passender. Ich hätte noch etwas von dem weicheren Bündchen in schwarz hier gehabt, aber dann habe ich bei Lebenskleidung im Shop gesehen, dass es dort Bündchen in 1×1 und 2×1 Rippchen gibt. Da Bündchen gestrickt sind hatte ich die Vermutung, dass sich die Anzahl der Rippchen auf die Festigkeit auswirkt und habe mal bei Lebenskleidung nachgefragt. Die Antwort war tatsächlich, dass der 2×1-Bündchenstoff etwas fester ist, als der mit 1×1 Bündchen. Für alle, die schon mal etwas gestrickt haben, ist das wahrscheinlich auch logisch. 2×1 bedeutet nämlich, dass auf zwei rechts gestrickte Masche nur eine auf links gestrickte Masche folgt. Strickware ist aber am dehnbarsten, wenn sich rechte und linke Maschen direkt abwechseln. Im Umkehrschluss wird das Bündchen dann weniger dehnbar, wenn immer zwei rechte Maschen aufeinander folgen.
Das war also ganz klar der Stoff den ich haben wollte. Er ist leider immer noch nicht so fest, wie die Bündchenstoffe von gekauften Pullovern, aber schon wesentlich fester als die Bündchenware, die ich sonst so in Stoffläden finde. Noch ein Pluspunkt ist, dass es keine Schlauchware ist, denn die finde ich einfach nur nervig beim Zuschneiden und meistens auch zu schmal. Einziges Manko für mich bei diesem Bündchenstoff ist der Elasthananteil, aber ich habe auch noch keinen Bündchenstoff ohne gefunden. Elasthan erhöht zwar die Dehnbarkeit von Stoffen und lässt sie nach dem Dehnen auch besser in ihre Form „zurückfinden“, aber auch nur bis zu einem gewissen Punkt. Wenn Elasthan einmal ausgeleiert bzw. einzelne Elasthanfäden gerissen sind, macht man daran auch nichts mehr. Davon abgesehen sind Stoffe mit Elasthananteil nicht recyclebar weshalb ich versuche, sie zu vermeiden. Falls ihr da einen Tipp habt, schreibt ihn mir doch in die Kommentare, ich würde mich freuen.
Kaputte Bündchen austauschen – so geht‘s
Um eure Bündchen auszutauschen müsst ihr sie erst mal vom Pullover (oder von was auch immer ihr gerade reparieren wollt) abmachen indem ihr die Naht auftrennt. Das Bündchen selbst kann in sich geschlossen bleiben. Nun legt ihr das alte Bündchen auf euren neuen Bündchenstoff und zeichnet es in vierfacher Größe auf. Eine extra Nahtzugabe müsst ihr nur für die Seiten machen, weil ihr euren Stoff ja noch zum Ring schließen müsst. Die Zugabe um das Bündchen am Ärmel anzunähen, ist ja schon enthalten. Natürlich könntet ihr es jetzt auch noch länger oder kürzer machen.
Schneidet euer neues Bündchen aus, faltet den Stoff längs und schließt ihn zum Ring. Anschließend bügelt ihr dann die Nahtzugaben auseinander und schiebt ihr die obere Hälfte des Rings über die untere. Achtet darauf, dass die Nahtzugabe sich nicht knubbelt und aufeinander liegt. Dann bügelt ihr noch einmal die Bruchkante flach.
Bündchen werden immer schmaler zugeschnitten als der übrige Stoff und müssen daher beim Annähen gedehnt werden. Um die Dehnung gleichmäßig verteilt zu bekommen, fixiert ihr das Bündchen einmal an der Nahtzugabe mit einer Stecknadel und faltet es dann einmal flach aufeinander. Dann markiert ihr die Stelle gegenüber mit einer weiteren Stecknadel. Als nächstes faltet ihr den Stoff entgegengesetzt, so dass jetzt die beiden Stecknadeln in der Mitte aufeinander treffe. Die Enden markiert ihr wieder mit je zwei Nadeln. Dasselbe macht ihr auch mit eurem Ärmel. Wenn ihr statt einem Ärmelbündchen ein größeres Bündchen austauscht (z.B. am Saum) wiederholt ihr diesen Vorgang besser noch ein paar Mal, damit ihr genug Stellen markiert habt.
Schiebt jetzt das Bündchen über die rechte Stoffseite des Ärmels und steckt die markierten Stellen aufeinander fest. Die Nahtzugabe des Bündchens sollte möglichst an der Ärmelinnenseite liegen, damit sie nicht so auffällt. Wenn ihr noch nie Bündchen angenäht habt, markiert euch ruhig noch weitere Stellen.
Jetzt wird genäht. Wenn ihr noch nie Bündchen angenäht habt, probiert euch am besten erst einmal an einem Stoffrest. Es ist kein Hexenwerk, aber Bündchenware neigt (wie alle dehnbaren Stoffe) dazu, sich unter der Maschine zu dehnen und das gibt dann unschöne Wellen im Stoff. Das liegt daran, dass sich zwar das Bündchen dehnt, aber nicht der darunter liegende Stoff und das Garn. Abhilfe schafft ein Stück Seidenpapier unter dem Stoff. Zeitungspapier ist etwas dicker und daher nicht ganz so gut, aber es funktioniert auch. An manchen Maschinen kann man wohl auch den Füßchendruck verstellen und es soll helfen, wenn man ihn lockerer macht. Das habe ich aber noch nicht ausprobiert. Ehrlich gesagt habe ich dieses Mal sogar das Papier vergessen. Blöd, aber auch das kann man wieder ausgleichen. Und ihr seht zumindest mal, wie man es nicht machen sollte:
Näht euer Bündchen jetzt mit einem Overlockstich fest. Wenn ihr wie ich keine Overlock habt und eure Maschine auch keinen entsprechenden Stich zur Auswahl hat, tut es auch ein einfacher Zickzackstich. Bei dem solltet ihr aber die Stiche zum Vernähen mit dem normalen Geradstich machen und erst dann auf Zickzack einstellen (Achtung, erst verstellen, wenn die Nadel oben steht!). Mir ist es früher oft passiert, dass sich der Zickzackstich im Nachhinein verzogen hat. Seit ich mit Geradstich vernähe, passiert das nicht mehr. Zieht den Stoff beim nähen leicht an, aber nur so weit, bis er genauso lang ist wie der Ärmelstoff. Anschließend müsst ihr euer Bündchen nur noch nach vorne klappen und die Nahtzugabe nach innen in den Ärmel bügeln.
Fehlerbehebung
Wie gesagt habe ich dieses mal vergessen Papier unter zu legen und der Stoff hat sich etwas gewellt. Richtig schön sieht das nicht aus, aber man kann es wieder ausbügeln. Im wahrsten Sinne des Wortes: Mit einem Dampfbügeleisen. Wer keins hat, kann auch einfach den Stoff anfeuchten und dann trocken drüber bügeln. Die Stellen, die beim nähen gedehnt wurden, ziehen sich dann wieder etwas zusammen. Nicht perfekt, aber auch nicht so, dass es von außen jemandem auffallen würde. Meine Freundin jedenfalls hat es nicht gemerkt sondern war einfach nur glücklich, dass sie ihren Pulli wieder hat und er nicht mehr kaputt ist. Und so sieht er jetzt aus:
Wie ihr seht habe ich außer den Ärmelbündchen auch das Saumbündchen ausgewechselt. Es war zwar noch völlig in Ordnung, aber der Pulli sieht einfach stimmiger aus, wenn alle Bündchen aus demselben Stoff sind, finde ich. Weggeschmissen habe ich es natürlich nicht, sondern es wartet jetzt in der Restekiste auf eine neue Aufgabe und wird wahrscheinlich an den nächsten Kinderpulli genäht. Am meisten gefreut haben mich die Worte meiner Freundin, als ich ihr den Pulli gebracht habe: „Jetzt hält er vielleicht noch mal 10 Jahre, wenn ich Glück habe“. Ob es wirklich so viele werden, lässt sich natürlich schwer sagen – aber ich finde es einfach nur schön, dass man mit so kleinem Aufwand ein Kleidungsstück wieder in einen guten Zustand versetzen kann. Und weil ich mir wünsche, dass noch viele andere ihre Kleidung reparieren, verlinke ich diesen Artikel noch bei EiNaB, Öko-Logisch und Show me what you love.
Jetzt würde mich interessieren, wie ihr es mit dem reparieren haltet. Macht ihr das nur für Kinderkleidung oder auch für eure eigenen Sachen? Und natürlich freue ich mich auch, wenn jemand noch andere Tipps gegen das Wellen der dehnbaren Stoffe hat.
Liebe Grüße
Inga
Hat dir dieser Beitrag gefallen? Dann teile diesen Artikel oder folge mir auf Instagram oder Pinterest.
8 Comments
Undiversell
Toll erklärt und der Pullover ist wieder einsatzfähig. LG Undine
Inga
Liebe Undine,
danke dir. Ich hoffe ja, dass irgendwann wieder alle ihre Pullis reparieren (lassen).
Liebe Grüße
Inga
Marlene
Liebe Inga,
das neue Bündchen sieht super aus, der Pulli ist gerettet! Ich hab auch schon ab und zu Bündchen angenäht, aber mit dem 2×1 hab ich wieder was Neues gelernt!
Vielen Dank fürs Verlinken bei „einfach. nachhaltig. besser. leben.“
Liebe Grüße,
Marlene
Inga
Liebe Marlene,
danke dir. Das mit der Rippchenzahl war für mich auch neu – aber in Zukunft werde ich danach Ausschau halten.
Liebe Grüße
Inga
T
Es soll Leute geben, die ihre Bündchen selbst stricken, ausprobiert hab ich das aber noch nicht.
Inga
Oh ja, das wäre aber nichts für mich glaube ich. Ich kann zwar ein Bisschen Stricken, aber das würde niemals so fein wie ein Maschinengestricktes Bündchen. Allerdings benutze ich auch schon mal Jerseyreste als Bündchenersatz.
Liebe Grüße
Inga
Pingback:
KW
Meistens ist das Bündchen ja nur an der Bruchkante „abgestoßen“.
Wenn der Ärmel tendenziell eher zu lang ist, kann man das Bündchen auch abtrennen und halbieren. Danach ist der Ärmel um die halbe Bündchenlänge kürzer.
Man hat aber noch den Originalstoff und es passt weiterhin zum Saumbündchen.