Mein Bügelbrett ist alt, sehr alt. Ich habe es gebraucht bekommen, als ich in meine erste eigene Wohnung gezogen bin, und das ist jetzt über 15 Jahre her. Damals hatte es schon für jemand anderen ausgedient. Entsprechend alt war auch der Bezug. Inzwischen war der Schaumstoff darunter so abgenutzt, dass sich beim bügeln das Gitter des Gestells durchdrückte. Ich habe es bis zum Schluss nicht geschafft, die entstehenden Karos als Style-Element zu etablieren, habe es aber trotzdem erstaunlich lange mit diesem Problem augehalten und mir mit einem untergelegten Handtuch geholfen. Jetzt, wo ich meine Nähprojekte hier im Blog zeige, und bestimmt auch mal etwas beim bügeln fotografieren muss, konnte ich das allerdings nicht mehr akzeptieren. Ein neuer Bezug musste her – genau die richtige Gelegenheit, um endlich dieses unsägliche Volumenvlies zu verarbeiten, dass seit Jahren hier rumliegt.
Resteverwertung in groß: Volumenvlies und ein altes Bettlaken
Wer hat eigentlich eine ganze Rolle Volumenvlies zu Hause? Normalerweise braucht man davon nicht besonders viel, es sei denn, man näht Patchworkdecken oder ähnliches. Davon abgesehen ist Volumenvlies absolut nicht nachhaltig und ich verarbeite es inzwischen nur noch sehr ungern. Kaufen würde ich es mir auf keinen Fall, zumindest nicht das klassische aus Polyester. Früher war das anders. Als ich anfing zu nähen bin ich noch dem Trugschluss aufgesessen, dass selber nähen an sich schon nachhaltig ist – was natürlich Quatsch ist. Die Nachhaltigkeit beim nähen steht und fällt mit den Materialien, die man nutzt. Aber damals sah ich das noch nicht so und hatte dann das vermeintliche Glück, dass ein Bekannter sich bei einem Internetkauf vertan hat. Und zwar sowas von vertan – er wollte nämlich eigentlich Dämmwolle für seinen Bauwagen kaufen, hatte aber aus Versehen Volumenvlies bestellt. Mehrere Rollen. Zurücksenden ging nicht mehr, also habe ich einen der riesigen Ballen mitgenommen. Im Prinzip funktioniert Volumenvlies ja auch ähnlich wie Dämmwolle – sie besteht aus Polyesterfasern, die so verarbeitet sind, dass sich dazwischen Luft sammelt. Das wärmt, zum Beispiel bei Wintermänteln oder lässt Materialien dicker aussehen. Steffstoffe haben zum Beispiel fast immer Volumenvlies eingenäht. Ich habe allerdings seit Jahren einen Mantel mit Volumenvlies und so richtig warm ist der an den ganz kalten Tagen nicht. Außerdem schwitzt man darin aufgrund des Polyesters schneller. Inzwischen würde ich also keine Kleidung mehr damit nähen, habe aber immer noch dieses relativ große Reststück hier rumliegen. Wegschmeißen wäre auch nicht nachhaltig. Da kam mir der alte Bügelbrettbezug gerade recht, denn der brauchte natürlich eine halbwegs hitzebeständige Unterfütterung. Fehlte noch ein Baumwollstoff für die Bügeloberfläche. Dafür durfte ein Bettdeckenbezug herhalten, den ich mal im Fairkaufhaus gefunden habe. Ein Teil davon wurde zum Innenfutter für eine Kinderjacke, der andere Teil hat aber bisher keine Verwendung gefunden, weil er mir eigentlich zu kitschig ist (die Jacke haben wir auch nicht mehr).
Der schnellste Zuschnitt der Welt
Der Zuschnitt ist denkbar einfach. Kein Abstecken, kein durchrädeln, nicht einmal Papierschnitte vorbereiten. Ihr könnt das Bügelbrett einfach kopfüber auf euren Baumwollstoff legen und einfach mit Kreide oder einem Stift drumherumzeichnen. Im Zweifelsfall könnt ihr euch wahrscheinlich sogar das sparen und den Stoff einfach knapp um das Bügelbrett herum direkt ausschneiden. Ich habe wie gesagt angezeichnet und das Ganze dann mit ca. 1 cm Nahtzugabe ausgeschnitten. Ihr könnt es natürlich auch genauer machen, aber auf ein paar Millimeter mehr oder weniger kommt es dabei wirklich nicht an. Am Ende wird der fertige Bezug sowieso von unten zusammen gezogen und spannt sich dadurch. Spart euch das also ruhig.
Das ausgeschnittene Teil steckt ihr dann auf das Volumenvlies und schneidet drumherum. Ich habe das Vlies doppelt gelegt, damit der Bezug am Ende ausreichend dick ist und sich das Problem mit dem durchgedrückten Muster wirklich erledigt hat. Jetzt fehlen noch die Seitenteile aus Baumwolle. Dafür habe ich einmal um das Schnitteil herum gemessen und dann für die entsprechende Länge ca. 10 cm breite Streifen aus dem Baumwollstoff ausgeschnitten.
Nähen mit der heißen Nadel
Die Teile zusammen zu nähen geht fast noch schneller, als das Zuschneiden. Als erstes näht ihr die Baumwollstreifen zu einem Ring zusammen. Diesen steckt ihr dann rechts auf rechts einmal um das große Schnittteil mit dem Vlies und steppt es einmal ringsherum ab. Danach muss nur noch ein Tunnelzug als Saum genäht werden. Denkt daran, eine Öffnung zu lassen, durch die dann ein Gummizug oder eine Schnur gezoge werden kann um den Bezug später straff zu ziehen. Ich habe dafür das Zugband genommen, dass in meinem alten Bügelbrettbezug drin war. Wenn das gemacht ist, ist der Bezug fertig.
Ich finde, er könnte etwas straffer sein, aber enger bekomme ich das Band nicht gezogen ohne dass es komisch aussieht. Inzwischen habe ich darauf gebügelt und es hat den Praxistest bestanden. Schöner als vorher sieht es in jedem Fall aus (an ein „Vorher-Bild“ habe ich leider zu spät gedacht). Das Foto ist dafür leider nicht so toll geworden.
Falls ihr die Idee nachmachen wollt und keine größeren Reste Volumenvlies habt (wie gesagt, wer hat sowas schon rumliegen?), geht vielleicht mal im Second Hand, Fairkaufhaus oder auf dem Flohmarkt vorbei und sucht nach einer Steppdecke oder Baumwolldecke (ich meine keine Bettdecken, sondern eher solche, die man auf dem Sofa liegen hat). Die dürfte sich als Unterlage genauso gut eignen und ist auf jeden Fall nachhaltiger, als das Polyestervlies neu zu kaufen. Achtet dabei aber darauf, dass die Decke und auch der Außenstoff aus einem Stoff sind, der Hitze verträgt. Das Volumenvlies, das ich verwendet habe, verträgt 60 Grad, was für mich beim bügeln ausreichen dürfte.
Habt ihr noch andere Ideen, was man als Bügelbrettbezug upcyceln könnte? Wenn ja (und auch sonst) freue ich mich über einen Kommentar.
2 Comments
Andrea Hörmanseder
Die Bettwäsche meiner Großmutter sah genauso aus, es gab sie auch in blassblau; sie war aber dann zu brüchig, um weiter verarbeitet zu werden. Sieht sehr gut aus auf dem Bügelbrett!
Inga
Liebe Andrea,
hui, da hast du ja fleißig gestöbert hier. Freut mich sehr! Der Bezug ist jetzt seit über einem Jahr in Benutzung und hat sich echt bewährt. Und ich ärgere mich auch gar nicht mehr über den häßlichen Anblick (wie beim alten Bezug), wenn das Brett mal eine Weile wegen aktueller Nähprojekte hier rumsteht.
Liebe Grüße
Inga