Als ich vor einigen Wochen angefangen habe, meinen Online-Kurs zum Kleidung reparieren konkret zu planen, habe ich einen Fragebogen verschickt. Darin stand auch die Frage „Wenn du mir eine Frage zum Thema Kleidung reparieren stellen könntest, welche wäre das?“ Die Antworten darauf waren ganz unterschiedlich, aber ein paar der Fragen möchte ich euch in den nächsten Wochen hier im Blog beantworten. Eine davon war diese:
„Welches Equipment verwendest du für deine Reparaturen?“
Das war nicht das erste Mal, dass mir diese Frage gestellt wurde. Ich vermute, sie rührt daher, dass wir bei Sachen, die uns kompliziert oder schwierig erscheinen, automatisch denken, es bräuchte eine spezielle Ausstattung. Falls es dir auch so geht, lass dir gesagt sein, dass es bei den Reparaturen mehr die Technik und die Übung sind, die dir gute Ergebnisse bringen werden. Tatsächlich arbeite ich beim Reparieren und Ändern meiner Kleidung nur mit sehr wenig Ausstattung.
Das richtige Equipment zum Kleidung Reparieren
Zunächst mal: Es gibt auch beim Equipment kein richtig oder falsch. Genau wie beim Nähen. Viele lieben zum Beispiel ihre Overlock-Maschinen. Ich habe keine und vermisse sie nicht und beides ist in Ordnung. Aber ich merke, dass bei vielem der Glaube besteht, es ginge nicht ohne, weshalb ich dir hier die Ausstattung vorstelle, die du meiner Meinung nach unbedingt brauchst, um deine Sachen selbst zu reparieren. Da ich selbst vor allem mit der Nähmaschine repariere, beziehe ich mich hier auch darauf. Für das Reparieren von Hand sind wiederum andere Sachen wichtig.
Nähmaschine
Ohne die geht es natürlich nicht, wenn du wie ich mit der Nähmaschine reparieren möchtest. Die Maschine muss auch nicht über zig Zierstiche oder andere Funktionen verfügen – auch wenn das natürlich nett sein kann. Die meisten Nähmaschinen haben inzwischen ohnehin einige Zierstiche in ihrer Auswahl. Aber fürs Reparieren reicht es völlig aus, wenn du einen Geradstich und einen Zickzackstich verwendest. Meine Maschine hat außerdem einen Overlockstich, den ich gerne nutze, um Nähte zu versäubern. Eine Overlock-Maschine habe ich dagegen wie gesagt nicht und noch nie vermisst.
Auftrenner
Auf einen Nahtauftrenner solltest du nicht verzichten, denn Nähte gibt es fast immer aufzutrennen (auch, wenn es oft erstmal nicht danach aussieht). Auch beim Nähen von neuen Sachen und bei Refashions finde ich ihn unabdingbar. Ich habe meinen Auftrenner fast im Dauereinsatz und überlege sogar, mir mal einen zweiten anzuschaffen, der etwas besser in der Hand liegt.
Schere
Mit der Schere ist es genau wie mit dem Nahtauftrenner – ohne geht es einfach nicht. Wenn du noch keine Schneiderschere hast und mit dem Reparieren anfangen willst, solltest du dir unbedingt eine anschaffen. Ich habe meine schon seit über 10 Jahren und davor hat sie meiner Mutter gehört. Inzwischen ist sie etwas stumpf und ich habe vor, sie demnächst mal schleifen zu lassen – auch das ist mit gutem Equipment problemlos möglich.
Maßband oder Lineal
Auch ein Maßband wirst du für manche Reparaturen und vor allem für Änderungen brauchen. Wenn es dir erst mal nur ums Flicken von Löchern geht, kannst du stattdessen auch ein Lineal nehmen. Spätestens, wenn du etwas in der Länge oder Weite ändern möchtest, ist es aber unbedingt nötig.
Stecknadeln
Stecknadeln brauchst du im Grunde für jede Reparatur an der Nähmaschine. Ich verwende aber keine besonderen Stecknadeln, sondern immer noch die, die ich irgendwann mal geschenkt bekommen habe. Was ich nicht habe und mir fürs Reparieren auch nicht gut vorstellen kann, sind Stoffklammern. Flicken zum Beispiel werden oft von oben auf den Stoff geheftet und könnten mit solchen Klammern gar nicht befestigt werden. Ich bleibe also bei der guten alten Stecknadel.
[Reißverschlussfuß]
Der Reißverschlussfuß war beim Kauf meiner Nähmaschine mit dabei, aber den hätte ich mir sonst tatsächlich zusätzlich angeschafft. Ich habe ihn bewusst in Klammern gesetzt, weil du ihn für die meisten Reparaturen nicht brauchen wirst. Ich selbst tausche aber häufig Reißverschlüsse aus, weshalb ich dieses praktische Teil nicht unterschlagen will.
„Aber es gibt doch so viele tolle Sachen!“ Warum ich bewusst auf zusätzliches Equipment verzichte.
Wie bei jedem anderen Hobby gibt es auch beim Nähen für fast jeden Zweck ein eigenes Tool. Das fängt mit der Overlock an und hört beim Bandeinfasser auf. Es gibt Coverlocks, Schrägbandformer, Stopffüße für die Nähmaschine, Nietenzangen und garantiert noch so einiges mehr. Allzu gut kenne ich mich da gar nicht aus, denn ich möchte ganz bewusst nicht allzu viel Ausstattung um mich herum haben. Das liegt nicht nur daran, dass ich kein eigenes Nähzimmer habe und der Platz entsprechend begrenzt ist. Die eigentlichen Gründe sind viel einfacher:
Grund Nummer 1: Es geht auch ohne.
Ich würde mich selbst nicht als Minimalistin bezeichnen, aber ich mag es gerne einfach und unkompliziert. Für mich bedeutet das auch, nicht zu viele Dinge anzuhäufen, die ich nicht oder nur selten brauche. Über die Jahre habe ich mich deshalb von vielen Sachen in meinem Haushalt verabschiedet, die ich früher für unabdingbar hielt. Eine Salatschleuder, jede Menge Bücher, die elektrische Zitruspresse, die ich nur einmal im Jahr genutzt habe und vieles mehr durften nach und nach gehen. Neben dem Ordnung halten, ist dadurch auch der Alltag für mich viel entspannter geworden.
Inzwischen stelle ich mir vor fast jeder Anschaffung deshalb ganz bewusst folgende Fragen:
- Brauche ich das wirklich?
- Wie oft werde ich es nutzen?
- Was wird dadurch einfacher?
- Was wird vielleicht sogar schwerer?
- Habe ich es vermisst, als ich es noch nicht hatte?
In der Regel führen diese Fragen dazu, dass ich etwas NICHT anschaffe. Denn selbst, wenn ich mit einem Bandeinfasser Schrägband bestimmt professioneller annähen könnte, bräuchte ich ihn nur ein paar Mal im Jahr. Dafür wäre es wesentlich schwerer mein Equipment zu verstauen, wenn dieses nicht allzu kleine Teil auch noch dazu käme. Das ist nur ein Beispiel, aber du verstehst sicher, worauf ich hinaus will.
Es ist übrigens nicht so, dass solche Dinge niemals in mein Nähzimmer eingezogen wären. Der Schrägbandformer und der Saumabrunder sind nur zwei Teile, die ich gekauft, zweimal benutzt und dann in die Ecke gestellt habe. Ich will auch gar nicht ausschließen, dass nie wieder neues Equipment bei mir einziehen wird. Darum geht es mir hier nicht.
Ich möchte dir nur die Hemmung nehmen (falls du sie hast), mit dem Reparieren anzufangen. Wenn es das (vermeintlich) fehlende Equipment ist, was dich davon abhält, dann hilft es dir hoffentlich zu wissen, dass du gar nicht so viel brauchst. Denn noch einmal:
Es geht auch ohne. Ganz wunderbar sogar.
Grund Nummer 2: Zu viel Ausstattung hemmt die Kreativität
Wusstest du, dass Frauen seit der Einführung des Staubsaugers nicht weniger, sondern sogar mehr Zeit für den Haushalt aufwenden? So paradox es klingt: Wenn Tätigkeiten technisch vereinfacht werden, steigt automatisch auch der Anspruch an die Perfektion. Mit der Perfektion gibt es aber ein Problem: Wir alle streben danach, können sie aber nie erreichen. Schließlich ist Perfektion für jede von uns etwas anderes und immer ein Stück von dem entfernt, was wir schon können.
Dieser Perfektionsanspruch hemmt aber wiederum die Kreativität und kann geradezu lähmend sein. Hand aufs Herz: Wie oft hast du schon mit etwas nicht angefangen, weil du dachtest, dass du es sowieso nicht so gut hinbekommst wie du gerne hättest? Ich für meinen Teil muss zugeben, dass das sehr oft der Fall war. Aber ohne das anfangen können wir uns nicht verbessern – und gerade beim Reparieren kommt die Verbesserung ziemlich schnell. Die Sachen, die ich vor zwei Jahren noch gemacht habe, sahen schließlich auch ganz anders aus als die, die ich jetzt mache.
Zusätzliches Equipment lohnt sich meiner Meinung nach erst dann, wenn du mit deinen Ergebnissen schon zufrieden bist.
Es spricht nichts dagegen, sich einen Stopffuß oder eine Stickmaschine anzuschaffen, wenn du dir sicher sein kannst, dass es dir Spaß machen oder deine Möglichkeiten erweitern wird. Aber um das zu erkennen, musst du zuerst einmal wissen, welche Möglichkeiten du ohne diese Dinge hast. Ich habe zum Beispiel früher immer geglaubt, dass ich irgendwann einen Stopffuß brauchen werde. Inzwischen weiß ich aber, wie ich auch ohne sehr unauffällig mit der Nähmaschine stopfen kann und werde dabei bleiben. Neben dem, was ich schon genannt habe, hat das noch einen dritten Grund:
Grund Nummer 3: Ich möchte, dass alle ihre Kleidung reparieren können
Der inzwischen wichtigste Grund, warum ich so reduziert arbeite (bzw. warum ich dabei bleiben werde) ist, dass ich möchte, dass Reparieren so unkompliziert wie möglich ist. Ich träume davon, dass es wieder normal wird, dass Menschen ihre Sachen flicken und diese dann auch gerne tragen. Das wird aber nicht funktionieren, wenn vermeintlich fehlendes Equipment die Hemmschwelle hoch setzt.
Immer wieder sehe ich Anleitungen, in denen erklärt wird, wie man mit einem Stopffuß Jeans reparieren kann – das ist super für alle, die diesen Stopffuß schon besitzen, aber alle anderen können damit nicht viel anfangen. Mein Anspruch ist, dir zu zeigen, wie du deine Sachen mit dem reparieren kannst, was du schon zu Hause hast. Und zwar richtig gut. Das könnte ich dir gar nicht vermitteln, wenn ich es nicht selbst so machen würde.
Schau dich doch mal hier im Blog um und sieh dir die Anleitungen in der Rubrik „Reparieren“ an.
Du wirst sehen, dass es wirklich nicht viel braucht, um anzufangen (und auch, um weiterzumachen).
Hast du auch Ausstattung bei dir zu Hause, die du eigentlich nicht nutzt? Oder gibt es etwas, von dem du denkst, dass du es unbedingt brauchst? Schreib es mir wie immer gerne in die Kommentare!