Liebe Leute, was jetzt kommt ist mehr als nur ein Refashioning, es ist ein Re-Refashioning. Schon klar, den Begriff gibt es nicht, aber ihr könnt euch wahrscheinlich vorstellen, worauf ich hinaus will. Ich habe einen Hoodie, der schon ziemlich auseinander fällt. Davor führte er ein Leben als Sweatjacke und gehörte meinem Mann. Auch die Sweatjacke fiel an einigen Stellen auseinander.
Den Hoodie habe ich aus Resten dieser Jacke und einem karierten Sweatstoff genäht und dabei die Bündchen, die Kapuze und auch das Kapuzenband wieder verwendet. Das war vor ungefähr 6 Jahren und auch davor war die Sweatjacke schon einige Jahre in Gebrauch. Der Stoff hat also schon gut und gerne 10 Jahre, eher etwas mehr, auf dem Buckel. Warum ich euch das erzähle? Einerseits um zu zeigen, dass Stoffe unglaublich lange halten können. Nicht die ganzen Stoffe, nicht an allen Stellen, aber man kann noch einiges aus einem Kleidungsstück machen, wenn es vermeintlich ausgedient hat. Der zweite Grund ist, dass mir immer wieder auffällt, wie viel robuster Männerkleidung zu sein scheint. Eigentlich eine Unverschämtheit – aber immerhin eignet sie sich damit besonders gut fürs Upcycling. Die ganze Arbeit sollte sich schließlich auch lohnen und nicht ein halbes Jahr später durchgeschlissen auseinander fallen.
Der Lieblinggspullover – soo gemütlich, soo kaputt
Ich hatte schon viele Lieblingspullis, aber wenige habe ich so viel getragen wie diesen. Irgendwann war er zu abgenutzt, aber ich konnte und wollte ihn nicht weggeben. Hätte ich das getan, wäre ihm ohnehin nur der Schredder geblieben – er hätte vielleicht noch ein kurzes Restdasein als Industrieputzlappen führen können und das wäre es gewesen. Eine Weile habe ich ihn noch zu Hause getragen, aber dann kam ein Punkt, an dem klar war, dass das nicht mehr geht. Bzw., es wäre gegangen, aber dann hätte ich ihn nicht mehr reparieren können. Es gibt einen Grad an Abnutzung, an dem alle Reparatur zwecklos wird.
Soweit wollte ich es nicht kommen lassen, und legte den geliebten Hoodie beiseite, bis Zeit wäre, ihn zu reparieren. Neulich endlich war es soweit, dass ich genug Zeit und vor allem Muße hatte, es anzugehen. Bei genauem Hinsehen waren es doch mehr Baustellen, als ich gedacht hätte:
Nichts mehr zu retten: Bündchen austauschen
Ja, die Bündchen… die sahen am Ende echt runtergekommen aus. Eine Zeit lang mochte ich das noch sehr gerne, aber irgendwann hatte ich das Gefühl, dass sie nur noch in Fetzen an dem Pulli hingen. Damit ins Büro gehen? Auf keinen Fall! Aber selbst in der Kneipe wollte ich so nicht mehr rumlaufen – und das heißt schon was, würde ich meinen. Zu retten war da wirklich nichts mehr, komplett austauschen das einzige, was noch helfen konnte.
Also habe ich sie abgetrennt und gegen neue ausgetauscht. Schwarzen Bündchenstoff hatte ich noch da (den habe ich irgendwie immer da, weil er zu allen meinen Sachen passt), das war also keine große Sache. Für den Saum habe ich die Länge des Bündchens beibehalten. An den Ärmeln wollte ich lieber längere Bündchen als vorher haben. Daher habe ich die Länge, die ich bei den Bündchen dazu gegeben habe, natürlich an den Ärmeln abgeschnitten. Wenn ihr das macht, vergesst nicht, eine Nahtzugabe stehen zu lassen. Die neuen Ärmelbündchen habe ich direkt angenäht, das Saumbündchen aber noch nicht, weil ich vorher noch die Seitennähte ausbessern wollte.
Abgenutzte Seitennähte
Wie ihr auf dem Bild sehen könnt, war an den Seitennähten mehreren Stellen der Stoff durchgescheuert. Ich wollte die Stellen nicht sichtbar stopfen oder einfach Flicken drüber nähen, da der Pulli nicht so „repariert“ aussehen sollte. Es musste also eine Lösung her, die gewollt aussah. Ich habe mir deshalb überlegt, sie mit einer Art Zierband zu übernähen. Da klassisches Nahtband aus Webstoff ist und das weder optisch noch haptisch zum Sweat des Kapuzenpullis passt, habe ich aus einem Reststück schwarzem Jersey entsprechend lange Streifen zugeschnitten. Diese habe ich an den Seiten nach innen eingeschlagen und gebügelt und dann auf die Naht gesteckt. Dafür musste ich vorher ein Stück der Ärmelnaht auftrennen (das neue Saumbündchen war ja noch nicht angenäht). Die Jerseystreifen habe ich dann an beiden Seiten knappkantig festgesteppt und die kaputten Stellen waren relativ elegant überdeckt.
Negativflicken für ein Loch am Saum
Hinten über der Saumnaht war ein größeres Loch, dass mir vorher nie aufgefallen war. Der Stoff war an der Stelle schon ziemlich weit aufgeribbelt.
schon bessere Tage gesehen.
Ich habe schon länger vor, verschiedene Visible Mending Techniken auszuprobieren, also sichtbares Flicken. In erster Linie ist damit das klassische Stopfen gemeint, aber kombiniert mit Sticktechniken, so dass man nicht möglichst unsichtbar repariert, sondern z.B. ein schönes Muster über ein Loch stickt (falls euch das interessiert könnt ihr ja mal auf Pinterest schauen, da habe ich ein paar Beispiele auf einer Pinnwand gesammelt). Die Methode finde ich z.B. für Jeans toll, aber für einen Kapuzenpulli aus Sweatstoff nicht so passend. Es gibt aber noch eine weitere spannende und wesentlich einfachere Technik, und zwar sogenannte Negativflicken. Dafür wird ein Flicken nicht wie gewohnt von außen, sondern von innen auf auf das Loch gelegt und festgenäht. Anschließend wird der kaputte Stoff knapp an der Naht entlang abgeschnitten, so dass man den Flicken sehen kann. Man kann das mit allen möglichen Formen machen, ich habe mich für einen einfachen Kreis entschieden. Ich wollte nichts zu kompliziertes und außerdem finde ich, der Kreis gibt einen schönen Kontrast zum Karomuster der seitlichen Blenden des Hoodies.
Wenn ihr Negativflicken ausprobieren möchtet, solltet ihr euch die geplante Form von außen auf den Stoff zeichnen. Den Flicken müsst ihr richtig gut fest stecken und bei dehnbaren Stoffen außerdem ein Stück Zeitungs- oder Seidenpapier unterlegen, damit der Stoff sich nicht verzieht. Nachdem der Flicken fertig war, habe ich noch das Saumbündchen angenäht.
Ein neues Innenfutter für die Kapuze
Am meisten Kopfzerbrechen hat mir bei der Reparatur des Pullovers die Kapuze bereitet. Die hatte ich damals, als ich den Hoodie genäht habe, unverändert von der Sweatjacke übernommen und einfach angenäht. Da der Halsauschnitt des Pullis kleiner war, als der der Jacke, habe ich die Kapuze vorne überlappend angenäht, was mir auch immer noch gut gefällt. Allerdings war sie nach all den Jahren ganz schön abgenutzt. Sowohl an den Rändern als auch am Kapuzenfutter war der Stoff stellenweise ziemlich durch. Es war klar, dass ich da etwas übernähen oder wegschneiden müsste.
Der Kapuze ein neues Innenfutter zu geben, wäre ja grundsätzlich nicht schwer gewesen. Aber die abgenutzten Ränder einfach nur zurück zu schneiden hätte die Kapuze um gute zwei Zentimeter verkleinert, was ich nicht wollte. Sie saß einfach genau richtig und das wollte ich nicht riskieren. Ich habe dann beschlossen, auf das Kapuzenband zu verzichten und ein schmales Bündchen zwischen zu fassen. Die Form der Kapuze musste ich dafür zwar schon etwas verändern, aber nur unten. Anstatt der überlappenden Ecken läuft sie nun zum Ausschnitt hin schmal zu, was mir auch gut gefällt.
Das Bündchen habe ich etwas gedehnt angenäht so dass sich die Kapuze ein klein wenig zusammenzieht. Der neue Futterstoff ist wie das Nahtband ein schwarzer Jersey, von dem ich noch Reststücke übrig hatte. An einer Seite hat er nicht gereicht, um eine ganze Kapuzenhälfte zu zu schneiden Deshalb gibt es jetzt innen in der Kapuze eine Naht. Aber erstens schaut sicher niemand so genau in eine Kapuze und falls doch, finde ich das nicht schlimm. Ich hatte ganz kurz überlegt, die Naht sogar farbig abzusetzen, aber das war mir dann doch ein Bisschen zu viel des guten.
Fazit
Wenn ich am Ende dieser Aktion eins sagen kann, dann, dass Reparieren sich immer wieder lohnt. Es ist einfach ein schönes Gefühl, Sachen zu erhalten, die einen so lange begleitet haben. Ich habe den Pullover wieder richtig oft an und fühle mich darin einfach zu Hause. Es ist oft mehr Arbeit, als ein komplett neues Basic Teil zu nähen, aber was dabei rauskommt ist eben auch immer etwas ganz eigenes.