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Meinung & Gedanken

Kleidertausch – der nachhaltige Weg zu mehr Abwechslung im Schrank

Was tun mit den Sachen, die dir selbst nicht mehr gefallen, die aber noch in einem super Zustand sind? Gerade, wenn du gerne Abwechslung im Schrank hast, aber trotzdem Wert auf Nachhaltigkeit legst, sind Kleidertauschs eine super Alternative zum Kaufen deiner Kleidung.

Anna, Franziska und Juli (im Bild oben von links nach rechts) engagieren sich mit Ihrer Website www.kleidertausch.de dafür, dass das Konzept bekannter wird. Aber das erzählen sie euch besser selber – Bühne frei für den Gastartikel der drei. Ich freue mich sehr, sie hier dabei zu haben!

Meins wird deins – was es mit der Shoppingalternative Kleidertausch auf sich hat

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Schrankhüter – Wer kennt nicht die Kleidungsstücke, die man mit Begeisterung gekauft hat und die jetzt ein trauriges Dasein, irgendwo in der hintersten Ecke des Schranks, fristen? Hier bei Need for Needles findest du ganz viele tolle Ideen und Anleitungen, um sie wieder flott zu machen. Und es gibt eine weitere Möglichkeit: sie auf einer Kleidertauschparty gegen die Kleidung von anderen einzutauschen! Denn es gibt Leute da draußen, die genau nach dem suchen, was du aussortiert hast – und umgekehrt.

Wie Kleidertausch funktioniert und warum wir überhaupt einen Wandel in der Modeindustrie brauchen, erfährst du in unserem Gastbeitrag. Wir – das sind Anna, Franziska und Juli – setzen uns mit unserer Initiative Kleidertausch.de für einen nachhaltigen Modekonsum ein. Danke, Inga, dass wir uns hier vorstellen dürfen! Und los geht’s…

First things first: Wie geht Kleidertausch?

Das Prinzip ist einfach: Jede*r bringt noch gut erhaltene Kleidung mit, die er oder sie aussortiert hat. Dafür eignet sich alles, was du deinem besten Freund oder deiner besten Freundin noch geben würdest. Dann werden die Klamotten auf Tischen ausgelegt oder hübsch an Kleiderstangen aufgehangen. Dabei wird nach Kategorien sortiert (Hosen, Jacken, Oberteile…) und je nach Veranstalter auch nach Größe.

In dem so entstandenen Fundus kannst du stöbern, anprobieren und mitnehmen, was dir gefällt. Die Atmosphäre bei Tauschpartys ist sehr locker; oft gibt es Musik und manchmal auch Kaffee und Kuchen. Ein Traum für alle, die das grelle Neonlicht und den chemischen Geruch in Klamottenläden genauso stressig finden wie wir (mal abgesehen von den Bedingungen, unter denen die Kleidung hergestellt wird – aber dazu später mehr).

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Denn anders als beim klassischen Shoppen ist beim Kleidertausch das Ziel, dass du wirklich neue Lieblingsteile findest und auch deine Schrankhüter ein neues Leben bekommen. Denn je länger Kleidung getragen wird und je weniger und ausgewählter wir neu kaufen, desto besser ist es für den Planeten und uns Menschen.

Übrigens: Die Kleidung, die keinen neuen Besitzer findet, wird in aller Regel an gemeinnützige Organisationen gespendet und die Teilnahme ist bei den meisten Kleidertauschpartys kostenlos.

DIY – die zweite Chance für Kleidung mit Schönheitsfehlern

Die vielen Näh-Fans unter euch freut bestimmt: Bei vielen Kleidertauschpartys werden kaputte Klamotten direkt umgenäht oder angepasst. Dabei helfen Hobby-Näher*innen oder Profis Unerfahrenen an der Nähmaschine, um ihre Wünsche umzusetzen. So werden zu große Jeans enger genäht, Röcke gekürzt und Löcher geflickt. Vielleicht ist das auch eine coole Idee für die eine oder den anderen unter euch, wenn ihr noch auf der Suche nach einem Ehrenamt seid?

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Warum nicht einfach Shoppen gehen?

Obwohl unsere Kleiderschränke vollgestopft sind mit Klamotten, wirbt die Modebranche mit immer neueren Kollektionen und billigen Preisen. Zwölf Kollektionen im Jahr sind mittlerweile Standard, manche Modefirmen bringen sogar mehr als zweimal im Monat eine neue Kollektion heraus.

Das setzt nicht nur uns Konsument*innen unter Druck, immer dem neusten Trend hinterherlaufen zu müssen, sondern geht vor allem auf Kosten der Menschen, die die Kleidung herstellen, und der Natur. Den Textilarbeitern werden oft Löhne weit unter dem Mindestlohn gezahlt.

Und selbst dieser ist in den Produktionsländern oft zu niedrig, um Grundbedürfnisse wie Miete, Strom, Kleidung, Essen etc. zu decken. Auch Zwangsarbeit und Menschenrechtsverletzungen finden in der Lieferkette statt.

Ein Beispiel dafür ist die chinesischen Provinz Xinjiang, aus der etwa ein Fünftel der weltweit angebauten Baumwolle stammt. Dort werden hunderttausende Angehörige der muslimischen Minderheit, der Uiguren, eingesperrt und “umerzogen” und zur Arbeit auf den Feldern gezwungen.

Zudem werden auch Umwelt und Klima von der Modeindustrie bedroht. Zum Beispiel wird die im Färbeprozess eingesetzte Chemie ungeklärt in die Flüsse geleitet, was das dortige Ökosystem zerstört. Bis die Kleidung bei uns im Laden hängt, reist sie kreuz und quer um die Welt, denn jeder Arbeitsschritt wird dort gemacht, wo Preise und Löhne am niedrigsten sind.

Das führt dazu, dass die Modeindustrie mehr CO2 verursacht, als alle internationalen Flüge und Schifffahrten zusammen! Mehr Infos zu den Folgen von Fast Fashion findet ihr hier.

Fashion Revolution Week 2022

Obwohl den Modefirmen all das bekannt ist, ändern sie wenig bis gar nichts – stattdessen geht der Trend mittlerweile sogar zu Ultra Fast Fashion (d.h. noch mehr, noch billigere Kleidung in noch schlechterer Qualität). Die ökologischen Bestrebungen der Unternehmen, die uns in der Werbung präsentiert werden, zelebrieren kleinste Fortschritte, die letztendlich mehr Marketing-Strategie sind als dass sie wirklich etwas verändern.

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Deshalb wollen wir den Modemarken auf die Sprünge helfen und ihnen zeigen, dass uns Verbrauchern wichtig ist, dass Kleidung wirklich fair und ökologisch hergestellt wird. Die Fashion Revolution Week findet jährlich in Gedenken an den Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch im April 2013 statt, bei dem mehr als eintausend Menschen starben.

Allein 2021 nahmen fast 22 Tausend Menschen an den Veranstaltungen teil, in mehr als 4 Millionen Posts wurden in den sozialen Medien #whomademyclothes und andere Kampagnenfragen gestellt.

Eine davon, die ganz speziell die Nähwelt betrifft ist #whomademyfabric. Hier findet ihr den Artikel, den Inga im letzten Jahr dazu geschrieben hat.

In der Woche werden auch unzählige Kleidertauschpartys stattfinden, bei denen du nachhaltigen Konsum direkt ausprobieren kannst.

Denn mit jedem Secondhand T-Shirt und jedem Kleidungsstück, dass du an eine Freundin verschenkst oder auf einer Kleidertauschparty tauschst, landet ein Kleidungsstück weniger im Müll. Überzeuge dich selbst und entdecke den Spaß daran, dich von ungeliebten Schrankhütern freizumachen und damit anderen eine Freude zu bereiten!

Neugierig geworden? Dann schau mal auf unserer Webseite vorbei und finde eine Kleidertauschparty in deiner Nähe! Dort findest du einen Veranstaltungskalender mit allen Terminen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Liebe Grüße
Franziska, Anna & Juli

Hi, ich bin Inga - nähbegeisterte Autodidaktin und leidenschaftliche Refashionista. Hier auf Need for Needles zeige ich dir, wie du deine Kleidung mit Reparaturen und Änderungen länger tragen kannst.

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