Upcycling

Einen Loop nähen oder: Wie ich bei einem Schlauchschal auf dem Schlauch stand

Ich habe seit Ewigkeiten einen wunderbar leichten, roten Baumwollstoff hier liegen. Vor Jahren von einer Freundin geschenkt bekommen, wusste ich lange nicht, was ich damit anfangen soll. Damals habe ich noch kein Rot getragen, aber das ist jetzt anders, ich werde wahrscheinlich noch einige Sachen in Rot nähen. Der Stoff war ursprünglich mal ein Vorhang und durfte bei mir zwei Jahre als Karnevalskostüm fristen, welches ich aber irgendwann wieder aufgetrennt habe, weil es zu viel Platz wegnimmt (es war ein Schneckenhaus, dass als Rucksack getragen wurde und unmöglich zu verstauen). Jetzt also, nach all den Jahren, hat der Stoff seine Bestimmung gefunden und wurde zum Schlauchschal – es ist, als wäre er dafür gemacht. Ich im Gegensatz bin anscheinend nicht dafür gemacht, Loops zu nähen. Ich stand ganz schön auf dem Schlauch.

Zu meiner Schade leider nicht das erste Mal. Am Ende hat es dann doch geklappt und es war das ganze Auftrennen wert. Alles in allem ging es trotzdem schnell und wenn man es richtig macht, ist das Ganze in weniger als einer Stunde erledigt.

Ein Schlauchschal im Sommer?

Warum näht man im Sommer einen Schal? Ok, Schal ist vielleicht etwas übertrieben, es ist eher ein Halstuch. Der Stoff, wahrscheinlich ein Batist, ist so wunderbar leicht, dass er genau richtig ist, um ihn sich morgens auf dem Weg zum Büro noch schnell umzulegen. Auf dem Foto kann man das ganz gut erkennen, glaube ich. Bisher hatte ich nur Loops aus Jersey und anderen dehnbaren Stoffen, die dann nach kurzem Tragen schnell zusammengeknautscht aussehen oder einfach durch ihr Gewicht wie eine Kette um den Hals hängen, weshalb ich dann beim Radfahren trotzdem Halsschmerzen bekomme, egal bei welcher Temperatur. Den roten Schlauchschal habe ich jetzt seit ein paar Tagen und er hat den Praxistest definitiv bestanden. Seine Kollegen hängen traurig an der Garderobe rum, weil ich sie gar nicht mehr anziehen will. Schon blöd, wenn einfach so ein neuer daherkommt und einen niemand mehr beachtet. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass es dann doch nicht so einfach war, wie ich gedacht habe. Es ist ja nicht so, dass ich noch nie eine Anleitung gesehen habe, wie man einen Loop näht. Es ist auch nicht so, dass ich die Dinger nicht schon mehrmals falsch aneinander genäht hätte. Jaaaa, dachte ich diesmal, das habe ich ja alles schonmal falsch gemacht und weiß jetzt genau, wie es richtig geht. Aus Fehlern lernt man schließlich. Pustekuchen, vielleicht beim nächsten Mal. Der eigentliche Fehler war wahrscheinlich, dass ich mir da zu sicher war. Dabei ist es WIRKLICH einfach. Immerhin bin ich beim dritten Versuch selbst drauf gekommen, wie es geht.

Baum mit rotem Stoff

Zuschneiden? Diesmal nicht.

Weil der Stoff sowieso schon eine längliche Form hatte, habe ich mir den Zuschnitt einfach gespart. Wenn der Stoff dabei nicht exakt rechteckig ist, ist das kein Problem – jedenfalls nicht für einen Schlauchschal. Vielleicht ist das deshalb das erste Teil, dass ich nach langem für mich genäht habe? Die Hürde anzufangen war ziemlich gering, das gebe ich zu. Bei allen anderen Kleidungsstücken muss ich nämlich nicht nur zuschneiden, sondern auch die Schnittmuster an meine Maße anpassen, weshalb ich nie sofort anfangen kann zu nähen. Da war es ganz schön, mal einfach nur den Stoff längs zusammen zu klappen und loszunähen. Mein Stoffteil hatte ungefähr die Maße 240cm x 50cm was reicht, um ihn drei bis viermal um den Hals zu wickeln. Länger dürfte er nicht sein und bei dickeren Stoffen wäre es besser, den Loop nicht ganz so lang zu machen. In meinem Fall passte es aber einfach perfekt, also habe ich nur die Kanten ein Bisschen gerade geschnitten. Als nächstes wird der Stoff dann längsseitig umgeklappt (rechts auf rechts) und die lange Kante zugenäht. Bis dahin ganz logisch.

Die Längsseiten werden rechts auf rechts aneinander gesteckt und genäht.

Als nächstes müssen natürlich die Enden irgendwie aneinander, natürlich auch rechts auf rechts. Also habe ich den Schlauch zum Ring geformt und die Enden gegeneinander genäht. Wenn ihr jemals einen Schlauchschal (oder ein Stirnband) näht, dann macht das nicht so! Vielleicht nähe ich das ganze nochmal in Puppengröße nach und mache Fotos davon um zu zeigen, wie es nicht geht. Das Problem dabei ist nämlich, dass kein Loop dabei rauskommt, wenn man das Ganze wendet. Das sieht dann so aus wie auf dem Bild. Weil meine Stehlampe aber schon einen Bezug hat, wollte ich das auf keinen Fall so lassen. Wo lag also mein Fehler? Um die Sache abzukürzen: Die Lösung ist NICHT, zuerst die Kurze und dann die Längsseite zusammen zu nähen – das Ergebnis ist das gleiche. Eigentlich auch logisch, oder? Aber ich hatte mein räumliches Vorstellungsvermögen an dem Tag irgendwie ausgeschaltet.

Missglückter Schlauchschal
So sollte euer Schlauchschal nicht aussehen.

Wie die Sache rund wird

Ich war kurz davor, mir eine Anleitung zu suchen, die es natürlich zu Hauf gibt. Allerdings hätte das irgendwie an meinem Stolz gekratzt, wenn ich diesmal schon wieder hätte nachschlagen müssen, wie es geht. Ich muss vielleicht dazu sagen, dass ich das gleiche Problem (mit denselben Fehlern, in derselben Reihenfolge) vor ein paar Monaten bei einem Stirnband hatte. Gerade deshalb war ich mir ja so sicher, es jetzt zu wissen. Zum Glück gibt es einfach nicht unendlich viele Varianten, ein Teil mit zwei Nähten aneinander zu nähen ;-). Richtig ist es, zuerst die Längsseiten aneinander zu nähen – soweit war ich ja schon. Wenn ihr das gemacht habt, habt ihr einen langen schmalen Schlauch. Um diesen zum Loop zu schließen, stülpt ihr ihn jetzt zur Hälfte übereinander, sodass die rechten Stoffseiten aufeinander liegen. Die offenen Kanten treffen aneinander. Der Schlauch ist jetzt also nur noch halb so lang und die eine Hälfte liegt in der anderen. Nun könnt ihr die offenen Kanten zusammen stecken und schließen, vergesst aber nicht, eine kleine Wendeöffnung zu lassen. Wenn ich es gut genug erklärt habe, dann könnt ihr nun den Stoff durch die Wendeöffnung ziehen und habt einen fast fertigen Schlauchschal. Hat es geklappt? Falls nicht, probiert es vielleicht doch mit einer richtigen Anleitung (z.B. dieser hier)

Aber WENN es funktioniert habt, dann müsst ihr jetzt nur noch die Wendeöffnung schließen. Das geht entweder von Hand, dann bleibt der Stoff in alle Richtungen beweglich. Ich war allerdings faul und habe die Naht mit der Maschine geschlossen. Wenn ihr das macht, achtet darauf, dass die Längsnaht mittig liegt. Sie wird dann durch die Naht der Wendeöffnung fixiert, so dass der Stoff sich nicht mehr verdrehen kann. Ich finde das gut, denn so kann man den Loop so legen, dass die Naht beim Tragen nicht zu sehen ist und der Stoff kann sich nicht mehr verdrehen.

fertiger Loop
So sieht es aus, wenn man es richtig macht.

Nicht mein letzter Schlauchschal

Nachdem ich es am Ende geschafft und hoffentlich ein für alle mal verstanden habe, wie es geht, werde ich mir bestimmt noch mehr Loops nähen. Entweder mit einem leichten Webstoff wie diesem oder für den Winter aus einem dickeren Jersey oder Flanell (falls es den ohne Karos gibt). Wie steht es mit euch? Habt ihr schonmal einen Schlauchschal genäht und hat es beim ersten Mal geklappt (vielleicht stelle ja nur ich mich so blöd an)? Kennt ihr eine Methode, mit der es noch einfacher geht? Ich würde mich freuen, wenn ihr mir einen Kommentar hinterlasst, damit ein Bisschen Leben in diesen Blog kommt. Ansonsten stelle ich mir einfach eine bunte Leserschaft vor, die gerade tosend applaudiert – aber echte Menschen wären mir dann doch noch ein Bisschen lieber ;-).

Hi, ich bin Inga - nähbegeisterte Autodidaktin und leidenschaftliche Refashionista. Hier auf Need for Needles zeige ich dir, wie du deine Kleidung mit Reparaturen und Änderungen länger tragen kannst.

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