So! 2020 wäre geschafft. In diesem Jahr lässt sich das ja fast nicht anders sagen. Kann man aus dem Kalender streichen, habe ich neulich gedacht. Aber das würde ich am Ende lieber doch nicht machen, denn dann… hätte ich diesen Blog nicht angefangen und das fände ich doch sehr schade.
Needforneedles gibt es jetzt ungefähr seit einem halben Jahr und hat mich durch viele lange Abende getragen. Abende ohne Besuch, ohne die Möglichkeit auszugehen und auf den Bildschirm will man nach so viel Home Office eigentlich auch nicht mehr starren. Serien habe ich trotzdem geguckt, nicht zu wenige. Und auf diesem Bildschirm Texte geschrieben, Fotos bearbeitet und recherchiert. Aber ich habe auch sehr viel Zeit an der Nähmaschine verbracht und das hat mich wahrscheinlich vor dem abendlichen Bore-Out gerettet. Alles in allem also eine ganz gute Methode, den Dornröschenschlaf der Sozialkontakte zu nutzen. Und jetzt… Jahreswechsel! Wenn das nicht die Gelegenheit ist, ein Résumé zu ziehen!
Wieso eigentlich bloggen?
Ok, das hat mich niemand gefragt, nicht einmal ich selbst. Die Frage, die ich mir gestellt habe war „wieso eigentlich nicht bloggen?“. Ein kleiner, aber feiner Unterschied, der letztendlich den Anstoß gegeben hat. Ich war nämlich lange auf der Suche nach einer Möglichkeit, dem Nähen wieder mehr Raum in meinem Alltag zu geben. Eine Weile dachte ich, dass ich dafür einfach noch besser nähen lernen müsste, vielleicht auch eigene Schnittmuster entwerfen sollte, mir größere Projekte vornehmen oder sogar Genähtes verkaufen. Es haben immer mal Leute zu mir gesagt, ich müsse da mehr draus machen und auch ich selbst wollte das. Aber keine der Ideen hat mich richtig gepackt und begeistert. Drölfzig Mal dasselbe Portmonnaie oder dieselbe Kinderhose nähen? Zu eintönig. Mir Schnitte ausdenken? Großartig! Aber diese Schnitte dann in Größen skalieren, Probenähen organisieren und bis ins Detail perfekt auszutüfteln? Vielleicht doch eine Nummer zu groß.
Irgendwann wurde mir klar, dass ich nicht nur gerne nähe, sondern auch unglaublich gerne darüber rede (Auch so rede ich bekanntlich echt gerne. Und viel. Sorry an alle früheren und jetzigen Mitmenschen). Nur gibt es da ein Problem: Niemand, der diese Leidenschaft zum nähen nicht teilt hat Lust, mich stundenlang über Stoffbeschaffenheit oder Abnäher reden zu hören. Allerdings werde ich immer wieder nach Tipps gefragt und freue mich dann total, dass ich helfen konnte. Schreiben ist wie reden ohne Ton, ich schreibe also auch sehr gerne. Früher eher Kurzgeschichten, jetzt eben einen Nähblog. Schön, wenn man eine alte Leidenschaft in einer neuen Variante wiederfindet. Eigentlich lag die Idee also total nah, ich hätte auch früher drauf kommen können. Wieso eigentlich nicht bloggen? Darauf habe ich keine Antwort gefunden, keinen inneren Einspruch und je mehr ich mich an die Vorstellung herangetastet habe, desto besser fühlte es sich an. Ich habe dann aber trotzdem noch eine ganze Weile nicht angefangen, aus Scheu, dass vielleicht alle blöd finden, was sie da lesen. Und das, obwohl ich sogar schon einen WordPress-Kurs besucht hatte. Bis im Frühjahr Kitas und Kneipen dicht gemacht wurden und ich viel, viel Zeit zu Hause verbracht habe. Aus dem „ich mache das irgendwann“ wurde ein Versuch. Und der hat mehr Spaß gemacht als ich mir hätte vorstellen können.
Etwas Altes, etwas Neues und viel blaues
Mehrmals in den letzten Monaten haben mich Leute gefragt, woher ich die Energie nehme, das neben Job, Kindern und Alltag noch zu machen. Meistens finde ich darauf keine zufriedenstellende Antwort. Ich weiß es einfach nicht und ehrlich gesagt gibt es immer noch genug Abende, an denen ich einfach nur noch auf dem Sofa versacke und genau weiß, dass ich mit meiner Zeit besseres anfangen könnte. Die treffendste Antwort ist die, dass das mein Ausgleich zum Alltag ist. Nähen macht etwas mit mir, schafft mir die viel besungenen Flow-Erlebnisse, nach denen alle streben. An den richtigen Tagen kann ich mich stundenlang darin vertiefen. Allerdings gibt es im Alltag zwischen Job und Kindern eben wenige stundenlange Fenster. Der Blog bringt mich dazu, mich trotzdem an den Nähtisch zu setzen und wenn es nur für kurz ist. Manchmal auch aus einem leichten Druck heraus, dass ich mal wieder etwas veröffentlichen sollte, aber nach der ersten Überwindung tut es immer gut. Immerhin habe ich dadurch in den letzen Monaten sehr viel mehr genäht, als in den Jahren davor. Immerhin hat das bloggen mich dazu gebracht, Sachen nicht zuzuschneiden und dann unvernäht für Wochen liegen zu lassen. Es hat meinem Hobby nochmal einen ganz neuen Aspekt gegeben – ich nähe ordentlicher, recherchiere nicht mehr nur für mich selbst (und vergesse danach die Hälfte), ich lerne jede Menge neue Sachen und probiere Neues aus.
Das gilt für die Technik genauso wie für meine Nähprojekte – deshalb gibt es in diesem Artikel auch nur Fotos von Sachen, die ich ohne den Blog nicht ausprobiert hätte. Zum Beispiel von meiner blauen Culotte. Neben neuen Farben habe ich mich also auch an neue Schnitte herangewagt und wer hätte am Anfang gedacht, dass blau meine neue Lieblingsfarbe wird? Meiner Capsule Wardrobe bin ich allerdings noch nicht so viel näher gekommen, wie ich es gerne hätte. Aber mir war schon klar, dass das nicht von heute auf morgen geht wenn ich sie komplett selbst nähen möchte. Macht auch nichts, wer keine Zeit hat, muss Geduld haben. Stück für Stück komme ich da schon hin und bin dafür stolz wie Bolle auf jedes fertig genähte Teil. Auf die geänderten Sachen, die Refashionings sogar noch mehr, nachhaltiger geht es schließlich fast nicht, wenn es um Kleidung geht.
Das Nähen an sich hat sich also verändert, meine Motivation ist wieder voll da. Oder größer geworden, irgendwas dazwischen. Aber zu einem Nähblog gehört noch einiges mehr, als nur zu nähen. Ich musste fotografieren lernen (und bin noch dabei), rausfinden wie WordPress funktioniert und mich wenigstens ein Bisschen mit SEO beschäftigen. Schließlich will ich, dass auch gelesen wird, was ich schreibe. Wie gesagt, in meinem Umfeld teilen nur wenige Menschen die Leidenschaft fürs Nähen und ich fände es natürlich schön, wenn auch andere Menschen etwas aus meinen Ideen für sich ziehen können. Nicht zuletzt weil ich gerne zeigen möchte, wie man Kleidung reparieren oder verändern kann, anstatt sie wegzugeben. Das klingt vielleicht erstmal nach einer langen Liste an Hausaufgaben, aber ich finde es durch und durch spannend, mich mit all diesen neuen Themen zu beschäftigen. Das zusammengenommen ist wirklich mehr, als ich erwartet hatte, als ich den ersten Artikel geschrieben habe. Alles in allem also ein ganz gutes Résumé für meinen Einstieg in die Welt der Nähblogger*innen, finde ich.
Weiter geht’s! Ein paar Ideen für die nächsten Monate
Wie ihr euch denken könnt habe ich nicht vor, das bloggen so schnell wieder sein zu lassen. Je mehr ich mich damit auseinandersetze, desto mehr Ideen und Lust bekomme ich, noch andere Sachen auszuprobieren, mich mehr zu vernetzen. Es gibt einfach so viele tolle Blogs da draußen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Ich würde wahnsinnig gerne bei einem Sew-Along mitmachen, befürchte aber, dass ich dafür viel zu langsam vorankomme und zeitlich einfach nicht mithalten kann. Ich würde es nie pünktlich zur Veröffentlichung schaffen, denke ich, aber wahrscheinlich muss ich es einfach mal ausprobieren.
Linkparties habe ich schließlich früher auch nur als Leserin durchgeblättert und auf einmal könnte ich mir sogar vorstellen, irgendwann selbst eine zu veranstalten – wer ist nicht gerne Gastgeberin? Aber ich fange mal lieber mit den kleinen Träumen an. Ich habe in den letzten Monaten vor allem über konkrete Nähprojekte geschrieben und dabei gemerkt, dass ich mich gerne noch mehr mit Themen rund um nachhaltiges Nähen beschäftigen möchte. Ich beschäftige mich indirekt natürlich sowieso die ganze Zeit damit, aber so einigen Fragen würde ich gerne noch genauer auf den Grund gehen. Deshalb gibt es ab heute eine neue Rubrik hier im Blog: Das Nähkästchen. Ich hoffe nur, dass ich neben meinem eigentlichen Hobby, dem Nähen, die Zeit dafür finde. Denn natürlich möchte ich gleichzeitig auch mit meiner Capsule Wardrobe weiterkommen, mal sehen also, wie sich das die Waage halten kann. Und noch eine Sache möchte ich gerne einführen, nämlich eine Art Updates zu Sachen, die ich ausprobiert habe (wie macht sich denn eigentlich der Bügelbrettbezug im Alltag und wie ausgewaschen ist inzwischen die Farbe der schwarzen Jeans?). Wie ich das genau gestalte, muss ich mir noch überlegen, aber ich habe mir schon Mal vorsorglich einen Instagram Account zugelegt, über den ihr es erfahren könntet. Folgt mir nicht, es gibt noch nichts zu sehen! Ich habe mir also viel vorgenommen, wenig Zeit, aber hoffentlich dauerhaft genug Energie um es durchzuziehen. Die Motivation ist auf jeden Fall da, denn die letzten Monate waren toll, zumindest was das Nähen angeht. Die Chancen stehen also gut, dass ich zumindest die ein oder andere Idee umsetze. Ich bin selbst noch gespannt, welche es sein werden…
5 Comments
Christina
Hi Inga!
Das klingt ja total spannend!
Mir war gar nicht klar, dass du ganz neu im Blogger-Leben bist.
Ich freue mich sehr darüber, dass es mit den Blogs offenbar (nach einer langen Phase des „Blog-Sterbens“) doch weitergeht! Denn ich weiß die langen, häufig gut recherchierten Texte auf Blogs, die vielen Informationen zu Schnitten, Stoffen etc., die kleinen Tipps, die mich im Nähalltag weiterbringen und die ich bei Bedarf auch recht schnell wiederfinden kann sehr zu schätzen!!
Bei Instagram ist das ja leider alles häufig eher nicht der Fall.
Also: Ich hoffe, dass du weiterhin Freude an deinem Tun findest und im oft stressigen Alltag Zeit findest mich mit Inspirationen zu erfreuen 😉
Ich werde mich bemühen häufiger meinen Senf hier zu lassen, so haben vielleicht beide was davon..
Das wird schön! Danke im Vorfeld!
Grüße Christina
Christina
Gerade fällt mir noch ein, dass mich interessieren würde, welche (Näh)Blogs du liest, vielleicht hast du ja mal Lust und Zeit einige aufzulisten, ich bin nämlich derzeit etwas festgefahren und freue mich über Neuentdeckungen.
Grüße nochmals Christina
Inga
Liebe Christina,
danke für dein Feedback! Ich freue mich sehr, dass du anscheinend regelmäßig hier liest – noch ein Grund mehr, mir die Zeit zum schreiben zu nehmen ;-). Ich hoffe auch, dass die Schockstarre über die DSGVO langsam überwunden ist und es vielleicht bald wieder mehr neue Blogs gibt.
Was Lieblingsblogs angeht finde ich es gar nicht so einfach, auf die schnelle eine Auflistung zu machen. Aber ich nehme es mir mal für einen Artikel demnächst vor und vielleicht hast du ja dann auch noch den ein- oder anderen Tipp.
Liebe Grüße
Inga
Liebe Grüße
Inga
Viktoria
hallo Inga,
ja, mich würde auch interessieren, welche Blogs Du so liest. Auf Deine Seite bin ich über memademittwoch gekommen, bin wirklich begeistert, was Du so schreibst.
LG Viktoria
Inga
Hallo Viktoria,
ganz lieben Dank für das Kompliment. Den Artikel zu meinen Lieblingsblogs habe ich immer noch im Hinterkopf – aber eben auch so viele andere, die ich gerne schreiben würde. Irgendwann findet sich aber der richtige Zeitpunkt dafür!
Liebe Grüße
Inga