Shirts mit zu weiten Ausschnitten können ganz schön nervig sein. Zumindest, wenn sie nicht weit genug sind – für mich ist das ein schmaler Grat. Wenn, dann muss ein Ausschnitt so weit sein, dass er über die Schulter rutscht, finde ich. Bei dem Shirt, um das es heute geht, war das aber nicht so. Stattdessen saß er einfach nur nicht richtig und legte immer wieder einen BH-Träger offen. Zum Glück lässt sich so etwas relativ leicht ändern. In dieser Anleitung zeige ich dir deshalb, wie du mit Abnähern einen Ausschnitt verkleinern kannst.
Wieso eigentlich dieses Shirt?!
Kurz vor Weihnachten und Sylvester sieht man in allen Schaufenstern glitzernde Sachen. Klar, da wäre die ganze Deko und die Lichterketten, aber auch bei Kleidung hört es nicht auf. Scheinbar muss es zum Jahreswechsel so richtig funkeln. Wahrscheinlich ist auch dieses Shirt, dass ich vor ein paar Jahren im Fairkaufhaus erstanden habe, diesem Hype geschuldet, denn es ist grün und schimmert und glitzert ganz leicht.
Warum ich es damals gekauft habe, kann ich bis heute nicht sagen. Es war eigentlich überhaupt nicht mein Stil, selbst vor meiner Capsule Wardrobe Reise nicht. Und inzwischen dürfte es das eigentlich noch viel weniger sein, denn es passt ÜBERHAUPT nicht ins Farbkonzept, dass ich mir überlegt habe. Es ist grün, auch noch mit einem leichten Gelbstich, nichts, was ich mir jetzt noch nähen oder kaufen würde. Aber: Ich mochte es trotzdem die ganze Zeit. Irgendwie. Sogar das Glitzern. Außerdem sind die Säume und der Ausschnitt mit schwarzem Nahtband eingefasst, was ich sehr schön finde (das kann man auf den Bildern weiter unten besser erkennen).
Shirt zu grün, Ausschnitt zu weit
Was mich störte war der Schnitt. Nicht nur der Ausschnitt war zu weit, sondern auch das Shirt an sich. Da das Shirt Raglanärmel hat, hätte ich vielleicht auch direkt an den Raglannähten Stoff in Richtung Ausschnitt hin wegnehmen können. Aber ich hatte auch mal Schulterabnäher bei dieser Ärmelart gesehen (ich glaube, beim Bethioua Schnitt von Elle Puls) und das gefiel mir ganz gut.
Damit könnte ich nämlich den Ausschnitt verkleinern und gleichzeitig noch ein Bisschen den Schnitt anpassen. Abnäher sind ja sozusagen Formgebende Nähte und bei Raglan Schnitten stört mich meistens genau das. Sie passen sich oft um den Schulterbereich nicht so gut an die Körperform an – das könnte ich damit also direkt auch noch beheben.
Übrigens habe ich mir überlegt, die Anleitung mal in Spaltenform auszuprobieren, damit sie übersichtlicher ist. Schreib mir gerne in die Kommentare, wie du das findest. Ich habe ja letzte Woche geschrieben, dass ich einen Online-Kurs entwickeln. Dafür möchte ich natürlich möglichst hilfreiche Anleitungen erstellen. Dein Feedback würde mir also sehr helfen.
Mehr über meine Pläne für 2022 kannst du hier nochmal nachlesen
So verkleinerst du einen Raglan Ausschnitt Schritt für Schritt
Schritt 1: Abmessen
Als erstes musst du natürlich festlegen, um wie viele Zentimeter du deinen Ausschnitt verkleinern möchtest. Das kannst du am besten sehen, wenn du das Oberteil an hast. Außerdem kannst du so auch die Stelle markieren, an der nachher der Abnäher sein soll. Am stimmigsten sieht das an der Mitte der Schultern aus. Das ist nicht zwangsläufig die Mitte zwischen den Raglannähten, deshalb markiere dir die Stelle am besten vorsichtig mit je einer Stecknadel.
Schritt 2: Auftrennen
Um an die Schulternähte zu kommen, musste ich zuerst das Einfassband abtrennen. Je nachdem, wie dein Shirt genäht ist, kann das anders sein. Evt. musst du nur eine Saumnaht auftrennen, dann herzlichen Glückwunsch, denn das ist wesentlich einfacher ;-).
Wenn der Ausschnitt ungesäumt vor dir liegt, kannst du gleich anfangen, die Abnäher einzuzeichnen. Damit du besser hantieren kannst ist es aber hilfreich, eine der Raglannähte etwas aufzutrennen. Das muss nicht sein – ich bin aber immer eher dafür, es sich beim Nähen bequemer zu machen und dafür auch mal eine Naht mehr aufzutrennen und wieder zu schließen.
Schritt 3: Abnäher einzeichnen & Nähen
Du weißt jetzt, um wie viele Zentimeter du deinen Raglan Ausschnitt verkleinern willst. Diese Zahl teilst du durch zwei und zeichnest sie jeweils so an der Ausschnittnaht an, dass die Markierung für den Abnäher in der Mitte liegt.
Dann zeichnest du deinen Abnäher ein. Er sollte nicht über deine Schulter hinausgehen, deshalb mach ihn lieber nicht zu lang. Die Abnäherform sollte etwas nach innen gebogen sein, dann verläuft er nachher etwas sanfter. Eine tolle Anleitung, wie man Abnäher richtig näht, gibt es übrigens hier. Jetzt musst du die Abnäher nur noch aufeinander stecken und nähen. Je nachdem, wie dein Stoff fällt, kannst du sie auch noch in Form bügeln.
Schritt 4: Verkleinerten Ausschnitt wieder schließen
Falls du eine der Raglannähte geöffnet hast, kannst du sie jetzt wieder schließen. Anschließend säumst du deinen Ausschnitt wieder so, wie er vorher war. In meinem Fall war er ja mit einem Band eingefasst. Das musste ich natürlich entsprechend kürzen. Natürlich kannst du an dieser Stelle auch einen anderen Abschluss für deinen verkleinerten Ausschnitt machen – wenn man schon mal dabei ist, warum nicht?
Wo ich schon dabei bin… Seitennähte enger machen
Wenn du weiter nichts ändern möchtest, dann bist du jetzt schon fertig. Bei meinem Oberteil gefiel mir auch die Weite am Körper nicht. Das war recht schnell erledigt. Falls du das auch machen möchtest, dann dreh dein Shirt auf links und zeichne die weite, die du wegnehmen willst am Saum an.
Von da aus zeichnest du die neue Seitennaht und lässt sie sanft in die Ärmelnaht auslaufen. Je nachdem wie weit dein Shirt ist, könntest du so auch Fledermausärmel kreieren. Bei war es nicht ganz so viel, weshalb ich den Übergang etwas dezenter gemacht habe. Die Seitennähte werden jetzt nur noch geschlossen und versäubert und danach zurückgeschnitten.
Als hätte ich ein neues Shirt im Schrank
Und fertig ist dein neues altes Shirt. Ich bin im Nachhinein total froh, dass ich diese Änderung bei dem grünen Oberteil gemacht habe, denn ich ziehe es gerade wirklich oft an – Farbe hin oder her. Zum Glück ist ja so ein Farbkonzept auch nicht in Stein gemeißelt. Weitere grüne Sachen werden zwar eher nicht bei mir einziehen, aber ich fand es gut zu merken, dass so eine Ausnahme auch kein Drama ist. Ich habe allerdings auch vorher mal geschaut, ob ich genug Sachen habe, um das Teil zu kombinieren und das ist bis jetzt überhaupt kein Problem. Mir geht es dabei ja sowieso nicht darum, einem exakten Plan zu folgen, sondern mehr Auswahl und Kombinationsmöglichkeiten im Schrank zu haben. Und das ist mir mit dieser kleinen Änderung auf jeden Fall gut gelungen. Ich finde es immer wieder erstaunlich, was solche Kleinigkeiten ausmachen können. Leider hat meine Kamera die Farbe des Shirts auf den Nachher-Bildern nicht so gut eingefangen. Es hat eher die Farbe wie auf den helleren Bildern oben.
Falls du diese Anleitung nach machst würde mich freuen, davon zu hören. Du kannst mich dafür zum Beispiel auf Instagram taggen oder natürlich hier einen Kommentar hinterlassen.
Hat dir dieser Beitrag gefallen? Dann teile diesen Artikel oder folge mir auf Instagram oder Pinterest.
4 Comments
Nria
Ich verstehe dich voll und ganz, der Stoff sieht wirklich toll aus! Und schön gerettet 🙂 Ich habe auch schon bei einem Shirt mit zu weitem Ausschnitt Abnäher gemacht, allerdings vorne (war kein Raglanshirt). Besser als Wegwerfen allemal!
Inga
Lieben Dank. Abnäher vorne kann ich mir auch gut vorstellen bei einem Shirt mit „normalen“ Ärmeln.
Liebe Grüße
Inga
Sabrina
Der Ausschnitt nach deiner Änderung sieht auch viel stimmiger aus. Ich versteh dich gut, vorher war er zu groß und gleichzeitig auch zu klein. Eine schöne Änderung 🙂
Grüße
Inga
Danke dir :-).