Meine Restekiste quillt über. Das ist der Nachteil daran, wenn man Stoffreste nicht einfach wegwerfen will – sie müssen irgendwann verarbeitet werden. Wobei „Nachteil“ natürlich relativ ist, schließlich kann man aus Stoffresten je nach Größe noch tolle Sachen machen. Pläne dafür hatte ich in den letzten Jahren genug, aber umgesetzt habe ich keinen davon.
Seit Ewigkeiten warten also alte Handtücher, zerschlissene Jeans und Reste vom Zuschnitt auf ihre neue Bestimmung. Zeit, etwas Ordnung und System in das Sammelsurium zu bringen und die Ideen endlich mal umzusetzen.
Schritt 1: Sortieren
Ja, sortieren – nach Größe, aber auch nach Webart und Material. Denn ich weiß nicht, wie oft ich diese Kiste schon ordentlich befüllt habe, kleinste Stoffreste gefaltet oder sorgsam übereinander gelegt, nur um dann alles wieder raus zu rupfen wenn ich schnell an ein Stück schwarzen Jersey wollte. Der Stoff, den ich brauche, liegt erstaunlicherweise immer ganz unten in der Kiste. Wenn ich im Nähfieber bin, nehme ich mir nicht die Zeit, alles ordentlich raus zu nehmen und wieder einzuräumen. Ich weiß, das wäre schlauer, aber sehen wir der Wahrheit ins Gesicht: Es wird sich nicht ändern. Bei meinen „großen“ Stoffen, die noch auf ihre Verarbeitung warten, habe ich das Problem übrigens nicht. Die bewahre ich nämlich schon seit einiger Zeit hochkant in Kisten auf, sodass ich jederzeit sehen kann, welche Stoffe darin sind. Außerdem sind diese Stoffe bis auf ein paar wenige Ausnahmen alle verplant weil ich Stoffe immer nur gezielt für bestimmte Nähprojekte kaufe. Manchmal ändern sich zwar die Pläne, aber im großen und ganzen klappt das. Wie gesagt, das Problem sind die Reste.
Zuerst hatte ich überlegt, sie nach Farben zu sortieren. Das ergibt aber nicht wirklich Sinn, weil für die Verwendung von Stoffresten eigentlich die Webart entscheidender ist. Wenn ich einen Stoff für ein Bündchen suche, kann ich den schönen blauen Leinenstoff nun mal einfach nicht gebrauchen. Die erste Sortierung sollte für meine Zwecke also sein
- Dehnbare Stoffreste
- Webware / feste Stoffreste
- Reste zum Hosenflicken
Letztere bekommen eine Extra-Abteilung, weil sie sich einfach nochmal von anderen Webstoffen unterscheiden. Vor allem müssen sie fester sein als ein dünner Baumwollstoff, sonst ist der Flicken nach zwei Tagen wieder durch. Bei euch kann natürlich eine andere Sortierung Sinn ergeben, aber für meinen Bedarf ist das die beste Aufteilung, glaube ich.
Gesagt getan, ich habe also die ganze Kiste durchsortiert. Am Ende hatte ich diese fünf Stapel Stoffreste in verschiedensten Größen. So aufgestapelt wurde klar, dass es sogar noch mehr sind als gedacht.
Schritt 2: Verplanen, vornehmen, beschriften
Wie das mit den Ideen so ist, oft bleiben sie ziemlich unkonkret. Ich bewahre fast jeden Stoffschnipsel auf, mit dem Plan, daraus nochmal irgendwas zu machen. Ein paar Ideen habe ich schon, aber es wäre wahrscheinlich effektiver, wenn ich die Stoffe direkt für ein bestimmtes Upcycling oder ähnliches einplane. Schon klar, ganz durchziehen lässt sich das nicht. Ziemlich oft entstehen ja Ideen erst mit der Zeit und dann bin ich froh, wenn ich noch etwas passendes übrig habe. Den Kragen und die Ärmeleinfassungen für meine blaue Bluse habe ich mir zum Beispiel ziemlich spontan überlegt. Aber für die Nähprojekte, die ich mir sowieso schon vorgenommen habe, kann ein konkreter Plan nicht schaden. Schritt zwei ist also, mir für die Resteverwertung Stoffe rauszusuchen und ganz konkret einzuplanen, was damit passieren soll. Etwas größere quadratische oder rechteckige Stücke eignen sich zum Beispiel gut, um Schrägband daraus zu machen. Kleinere Teile können immerhin noch für Abschminkpads herhalten. Hier mal eine Liste der Ideen, die ich in den letzten Jahren so hatte:
- Abschminkpads
- Schrägband
- Kinderunterhosen (Jersey)
- Putzschwämme
- Bienenwachstücher
- Stirnbänder
Ich hoffe, ich werde die in den nächsten Wochen umsetzen. Okay, realistischer betrachtet vielleicht in den nächsten Monaten. Seit Jahren schon kaufe ich keine Bienenwachstücher, weil ich mir ja „sowieso demnächst welche selbst mache“. Demnächst ist aber bisher noch nicht gekommen. Wie gesagt, ich hoffe sehr, dass es bei der Umsetzung hilft, schon vorbereitete Stapel mit Stoffresten zu haben – für mehr Platz und Ordnung in der Restekiste sorgt es obendrein auch noch. Die Stoffpäckchen habe ich jeweils mit einem Zettel und einem Band zusammengeschnürt und muss sie jetzt nur noch rausholen, wenn die Zeit gekommen ist. Als erstes werde ich wahrscheinlich Schrägband selber machen, denn das kann ich für ein paar DIYs gebrauchen.
Wohin mit dem Rest vom Rest?
Am Schluss bleibt noch die Frage, was mit den Stoffresten passieren soll, aus denen wirklich gar nichts mehr zu machen ist. Die weiter aufzubewahren bringt eigentlich nichts, in den Hausmüll möchte ich sie aber auch nicht werfen, weil sie dann am Ende einfach nur verbrannt werden. Auf der Seite der Abfallwirtschaftsbetriebe Köln habe ich darauf keine Antwort gefunden, dort finden sich leider nur Angaben darüber, wo Textilabfälle NICHT hingehören, nämlich Hausmüll, Gelbe Tonne und Altkleidersammlung – was bleibt da noch? Das ist also eine Frage, der ich mich auch noch widmen möchte, sobald ich dafür Zeit finde. Bis dahin bewahre ich auch die kleinsten Fitzelchen noch auf. Irgendeine Gelegenheit wird sich finden. Vorletztes Jahr zu Karneval habe ich zum Beispiel den Schwanz eines Dinokostüms mit Stoffresten ausgestopft.
Fazit: Ordnung in der Restekiste, aber nicht weniger Stoff
Am Ende der Sortieraktion ist die Kiste natürlich noch nicht leerer geworden, dafür müsste ich jetzt wirklich anfangen, die Stoffe zu vernähen. Ich werde in ein paar Wochen mal ein Update geben, wie es geklappt hat. Trotzdem sieht es immerhin schon ordentlicher aus und die Stoffe quellen nicht mehr so raus. Was ist mit euch? Habt ihr viele Stoffreste und wie bewahrt ihr sie auf? Verwendet ihr sie oder werft ihr sie weg? Es würde mich interessieren, wie andere damit umgehen – hinterlasst mir also gerne eure Kommentare.
5 Comments
T
Ich habe mehr Stoffreste als Meterware und traue mich oft nicht, die „gute neue Meterware“ anzuschneiden, weil ich sie nicht kaputt machen will. Ich mache aber auch eher Kleinzeugs und Reparaturen, für größere Projekte brauche ich ewig.
Inga
Interessant :-). Die Überwindung einen neuen Stoff anzuschneiden kenne ich noch aus meinen Näh-Anfangszeiten. Das hat sich inzwischen gelegt. Die Stoffreste muss ich trotzdem immer wieder abbauen – aber es werden weniger…
Liebe Grüße
Inga
Jule
Das kann ich total nachvollziehen. Lieber nehme ich einen Rest, der nur ok ist, als etwas von einem großen Stück abzuschneiden.
Ich kaufe aber generell selten Stoff, stattdessen lasse ich mir von allen Menschen, die ich kenne, ihre alte Bettwäsche, Decken etc. geben, die ich dann verarbeite. Für die allermeisten Dinge reicht das aus, wenn man nicht gerade Kleidung für draußen nähen möchte.
Jule
Ich habe eine kleine Kiste neben meiner Nähmaschine, in der alle noch so kleinen Reste kommen (also auch Fäden, Schnipsel etc.) – die nutze ich dann, um Füllwatte „anzureichern“. Da kommt eine ganze Menge zusammen und man spart eine Menge Polyesterplaste.
Inga
Ja, so eine Reste-Restekiste bzw. einen Beutel habe ich auch. Allerdings müsste ich mal anfangen, Stofftiere oder ähnliches zu nähen, damit die auch eine Verwendung haben (habe ich schon seit Ewigkeiten vor)…